Erinnerungen an die Buben Stefan, Ferdinand und Max von der Zeit, bevor sie Oberpfalzmeister wurden

Furth im Wald / Waldmünchen. Circa ein dreiviertel Jahr ist es jetzt her, dass die Further Schachmannschaft nach einem Auswärtserfolg in Erbendorf den Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse der Oberpfalz feiern durfte. Was man damals schon ahnen konnte: Wegen der sich verschlechternden Corona-Lage fiel die Schachsaison 2020/21 flach. Seit letztem September konnte nicht mehr am analogen Brett gespielt werden. Während nun Infektionszahlen sinken, steigt die Hoffnung auf einen regulären Saisonbeginn im Herbst. Eines steht für die Further jedenfalls bereits fest: Wenn die Verbandsspiele wieder starten, sind es Max Glaser, Ferdinand Mauerer und Stefan Rädlinger, die für den Schachclub die ersten drei Bretter besetzten.
Alle drei waren im Abstand von 18,19 Jahren Schüler von Max Riedl, der sie trainierte. Gemeinsames Merkmal der drei war der Beginn mit Schach noch zu Grundschulzeiten, der Wille, Schach zu lernen und laut Bobby Fischer das Wichtigste: die Liebe zum Schach. Sonstige Gemeinsamkeiten: Keine. Rädlinger war der geborene Angriffsspieler, um kein Opfer verlegen. Mauerer taktiert gerne und nutzt die Fehler des Gegners aus. Glaser kam – was selten ist – als Positionsspieler zum Verein. Taktisch war er nicht so beschlagen wie Rädlinger und Mauerer, dafür stehen seine Figuren oft richtig und müssen nicht nachverbessert werden. Seine Gegner wissen oft nicht, wenn sie gegen den Neunzehnjährigen aufgeben, was sie groß falsch gemacht haben.

Stefan Rädlinger (links) mit dem zwei Jahre älteren Franz Staffler: Beide sind seit 1977 beim Verein.

Erste Begegnungen hinterlassen zumindest für lange Zeit bleibende Eindrücke. Riedl erinnert sich: Als ich Stefan Rädlinger das erste Mal spielen sah, wusste ich, dem kann man jede Art von Gambit beibringen, der spielt das, als ob er das erfunden hätte. Sogar das Soller-Gambit (1.d4 e5 2.de5 f6?!) Wie vor hundert Jahren von Großmeister Spielmann zum Erlernen empfohlen, spielte Stefan als jugendlicher Held mit dem Königsgambit nur auf Matt gegen den König. Kein Wunder, dass er der erste Vereinsspieler war, der es zum Oberpfalzmeister noch in der U14 brachte und der später den amtierenden deutschen Dähnepokalsieger Martin Thomas (TB Erlangen) bezwang. An Zuversicht ist der mittlerweile 56-jährige vor allem als Weißspieler im Verein unübertroffen.

Ferdinand Mauerer mit dem Schnellschachpokal 2021

„Ärgert ihr euch mit ihm ab! Ich werde ihm nicht mehr Herr!“ So stellte uns Vater Mauerer seinen Sohn Ferdinand vor, den dritten von vier Söhnen. Dieser kannte uns nicht, aber er wusste: Das sind die nächsten Opfer! Ferdinand, kurz „Ferdi,“ sagte nichts dazu. Den Vater hatte der Neunjährige besiegt, auch die drei Brüder. Was sollte er schon sagen. Er prüfte die Stellung, dann noch einmal. In Neukirchen beim Hl. Blut hatte er viel Zeit. In Furth wurde mit der Uhr gespielt. In Zeitnot sollte man nicht kommen, empfahlen die Weltmeister Euwe und Botwinnik. Trotzdem zockt er bis zur letzten Sekunde auf der Uhr. Mit 15 wurde er Schnellschachmeister U18 der Oberpfalz, mit 16 gewann er die U18 Oberpfalzmeisterschaft. Wir waren es nicht, die sich mit Ferdi abgeärgert haben- es waren die anderen, die Gegner. Nach seiner Versetzung nach Neu-Ulm als BWL-Lehrer spiele er die Stadtmeisterschaft von Ulm mit einer Gegnerschaft hauptsächlich aus Schwaben mit. Er machte nicht viel Worte. Natürlich gewann er das Turnier.

Max Glaser mit dem Blitzschachpokal 2021

„Er möchte ja so gerne richtig Schach lernen!“, sagte die Mutter. Also fuhr ich bei der Heimfahrt von der Schachstunde vom JFG- Cham noch in Dalking vorbei, wo Max vom RSG auf mich wartete. Die nicht bleibeschwerten Figuren wackelten. Der Einzige, der nicht wackelte, war Max. Sein Vorbild sei der Weltmeister Capablanca (1921-1927). Er spielte von Anfang an so, dass seine Figuren harmonisch sich gegenseitig halfen. Keine überhasteten Angriffe. Keine Gambits! Bei der U14 fiel er noch auf Bauerntricks herein. Als er die U16 der Oberpfalz gewonnen hatte, spielte er nur noch Erwachsenenturniere mit. Als Einzelkind war er den Umgang mit Erwachsenen gewohnt. „Du spielst wie ein Großer!“, hätte man damals schon sagen können. „Ein paar Jahre gebe ich mir noch, dann habe ich keine Chance mehr!“, dachte ich. „Der hat uns gerade noch gefehlt!“ Er ließ mir kein Jahr mehr und war mit siebzehn Jahren unser Bester im Verein.