„Vereins-Chronik Schachabteilung TV Waldmünchen“ ist die Kladde betitelt, die der Further Schachvorstand Max Riedl vergangene Woche unerwartet zur Verfügung gestellt bekommen hat. Sie gibt Auskunft über zwei gute Jahre des Waldmünchner Schachvereins von 1959 bis 1961. Im Besitz ist das Schriftstück von Franz Danzer. Der heute 90-jährige, der in diesem Zeitraum für seinen Heimatsverein so manchen Punkt erzielte, wurde auf den SC-Vorstand durch einen kürzlich erschienenen Zeitungsbericht über 100 Jahre Schach in Waldmünchen aufmerksam.
Schachgeschichtlich war dies eine bewegte Zeit, denn für gut ein Jahr war der auch im Westen beliebte lettisch-sowjetische Kombinationskünstler Michael Tal Weltmeister. Wie auch in Furth im Wald war die am 19. August 1959 in Waldmünchen erfolgte Vereinsgründung einer von vielen Versuchen, Schach zu organisieren. Die 13 Gründungsmitglieder wählten im Waldmünchner Hotel zur Post Hermann Schmidt zum Abteilungsleiter. Die ersten Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warte. So ging man unter anderem bei einem Vergleichskampf gegen die Lamer Schachspieler siegreich hervor, wozu auch Franz Danzer seinen Beitrag leistete. Mit wechselndem Erfolg trat man gegen Roding, Neunburg vorm Wald und Schwandorf an.
Interessanter sind die Wettkämpfe zwischen den beiden Grenzstädten. Für die Fusion zehn Jahre später wird es wichtig sein, wie man miteinander umgeht. Wie bereits in den fünfziger Jahren endeten diese zum Vorteil der Waldmünchner. So gewann man auch das Heimspiel am 06.12.1959 gegen die Drachenstädter deutlich mit 5,5:2,5. Dazu heißt es im Pressebericht: „Der Abteilungsleiter dankte den Furthern für ihren sportlich fairen Kampf und wies auf die Erhaltung der guten Kameradschaft zwischen den Grenzstädten hin.“
Im Jahr darauf wurde am 30.10.1960 in Furth im Wald auf acht Brettern gespielt. Ergebnis: 1,5:6,5. Ein klarer Sieg für die Gäste. Nur das 1. Brett verloren die Waldmünchner. Am 6. Brett remisierten Konrad Lecker und Hans Pfaffl, die 1971 die treibenden Kräfte hinter der gemeinsamen Vereinsgründung werden sollten. Drei Monate vorher, am 10. Juli 1960 wurden die Further zur Unterstützung gebraucht, weil Waldmünchen an 40 Brettern einen Freundschaftskampf gegen die Zuckerfabrik Regensburg spielte. Zum 23,5:16,5 Erfolg tragen auch die Further durch Einzelsiege von Dr. Ulrich Grünig, Josef Plötz, Ludwig Plötz, Martin Vogl, Konrad Lecker und Klaus Dieter Schmidt sowie ein Remis von Ernst Ermer bei. Elf Jahre später fällt da das Fusionieren leichter.
Dann bricht die Chronik abrupt ab. Der letzte Eintrag ist die Überschrift „Freundschaftsturnier gegen Lam am 28.02.1961“. Es fehlen sowohl Paarungen als auch Ergebnisse. Ein knapper Pressetext beginnt mit der bezeichnenden Frage „Kriselt es im Waldmünchner Schachclub?“. Der Grund: Die Spitzenspieler fehlten gegen Lam. Vermutlich wird es so wie in Furth im Wald gewesen sein, wo es ein halbes Dutzend missglückte Versuche gab, ehe man sich 1971 auf den gemeinsamen Verein einigen konnte.
Zurecht aufgehoben hat sich Franz Danzer seine Gewinnpartie mit Weiß vom Vergleichskampf in Lam, ein abgelehntes Königsgambit:
1.e4 e5 2.f4 d6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 Lg4 5.Lc4 Sc6 6.h3 Lxf3 7.Dxf3 Sd4 8.Dd1 exf4 9.Se2 Sxe2 10.Dxe2 a6 11.0–0 Le7 12.d3 h6 13.Lxf4 0–0 14.Df3 c6 15.Dg3 Kh7 16.Df3 d5 17.exd5 cxd5 18.Lb3 Lc5+ 19.Kh1 Te8 20.Tfe1 Das Läuferpaar und der schwarze Isolani verschaffen Weiß bereits einen Vorteil. 20…Lb4 21.Txe8 Dxe8 22.Lxd5 Dd7 23.Lxb7 Ta7 24.Le4+ g6 25.Le3 Tc7 26.Dxf6 Txc2 27.Ld4 Lf8 28.Dh8#