Vorausblick: SC Furth / Waldmünchen erwarten zwei ereignisreiche Jahre

Während ganz Deutschland erneut im Lockdown steckt und das Vereins- und Kulturleben harte Zeiten durchmacht, stehen dem Schachclub Furth im Wald / Waldmünchen mit 2021 und 2022 gleich zwei ereignisreiche Jahre bevor. Nicht wegen den Corona geschuldeten Unwägbarkeiten bezüglich des Nachwuchstrainings, auch nicht aufgrund der offenen Frage, wann und ob es im kommenden Jahr einen Ligabetrieb geben kann, 2021 wird der SC fünfzig. Im Jahr darauf begehen die Further Schachspieler sogar ein hundertjähriges Jubiläum, denn seit 1922 wird in der Grenzstadt organisiert Schach gespielt. Natürlich hatte man sich den Start in diese Jubiläen, die man natürlich schon seit einiger Zeit im Blick hat, vor der Pandemie ganz anders vorgestellt, unter anderem auch mit vielen großangelegten Präsenzveranstaltungen. Auf diese musste nun bei den Planungen für die beiden Jubeljahre zwar weitestgehend verzichtet werden, was den SC unter der Federführung von Vorstand Max Riedl jedoch nicht daran hinderte ein vielfältiges Programm auf die Beine zu stellen. Man muss die Feste eben feiern, wie sie fallen.

Und zum Feiern gibt es für den Grenzstadtclub einiges, wenn man in den kommenden Monaten auf die hundertjährige Schachgeschichte in Furth im Wald und Waldmünchen zurückblickt. Diese beginnt am 21. November 1922 im Further Bahnhofsrestaurant. Bereits zwei Jahre vor der Gründung des Weltschachverbands FIDE und ganze vier Tage vor der des Schachverbandes der Oberpfalz wurde hier erstmals das königliche Spiel in der Drachenstichstadt vereinsmäßig organisiert.

Aufruf zur Gründung eines Schachclubs im Further Hotel Hohenbogen 1922

Die Weltwirtschaftskrise, die Machtergreifung der Nazis und schließlich der zweite Weltkrieg brachten das Schach in der Region allerdings fast zum Erliegen. Einige teils mehr, teils weniger erfolgreiche Versuche einer Reorganisation später gelang am 15. April 1971 die Gründung des gemeinsamen Schachclubs von Furth im Wald und Waldmünchen, der bis heute Bestand hat. Mit Max Riedl, Konrad Lecker und Josef Haas sind noch heute drei der damals 19 Gründungsmitglieder dabei. Diesen Erfolg hatte man nicht zuletzt dem furiosen Siegeszug des jungen Schachwunders aus Brooklyn Bobby Fischer, der Anfang der 70er weltweit für Schlagzeilen sorgte, und dem von ihm entfachten globalen Schachboom, der bis in den Bayerischen Wald wirkte, zu verdanken. In den folgenden Jahren kämpfte man sich, seit 1981 unter der Leitung von Max Riedl, bis in die Regionalliga und spielte so ganze 13 Jahre am Stück überregional. Das Erreichen des Achtelfinales im deutschlandweiten Viererpokal, bei dem man mit Erlangen und Heidelberg zwei Bundesligisten abfertige, 1987 stellt wohl den Höhepunkt dieser Glanzzeit des Grenzstadtclubs dar. Diese und alle weiteren Wendungen in der langen Vereinsgeschichte hat Vorstand Max Riedl in seiner Festschrift zum Further „Doppeljubiläum“ detailreich festgehalten.

Neben dieser Vereinschronik sind auch noch zahlreiche weitere Projekte geplant, um die beiden anstehenden Jahrestage zu zelebrieren. Bei einigen dieser Veranstaltungen dürfen die Vereinsmitglieder und -freunde selbst ans Brett, so beispielsweise bei einem „Einigungsturnier“ am 15. April, einem „Bayerwald-Blitzturnier“ als Hommage an die ehemalige gleichnamige Turnierserie, die einst auch überregional Anklang fand, einem „Turniersimultan“ mit den tschechischen Vereinskollegen, mit denen man seit der Grenzöffnung in regem Austausch steht, und einer Schnellschachmeisterschaft, die an die Rolle des Schachclubs als Ausrichter der ersten Bayerischen Schnellschachmeisterschaften 1990 erinnert.

Einen besonderen Stellenwert beim Further Schachclub hatte jeher das Problemschach. Beim „Problemlösen“ hat man es nicht mit einem Gegenspieler, sondern einer komplexen Stellung zu tun, in der man die korrekten Züge ermitteln muss. Diese Stellungen stammen hierbei nicht aus gespielten Partien und werden stattdessen von anderen Problemschachspielern „komponiert“. Dass diese besondere Form des Schachsports gerade in Furth im Wald so viel Zuspruch findet, ist vor allem der Verdienst von Manfred Macht, der sich ganz der Welt des Problemschachs verschrieben hat. Aufgrund des Einsatzes von ihm und Vorstand Max Riedl veranstaltete der Grenzschachclub Anfang der 2000er drei Internationale Deutsche Lösemeisterschaften.

Siegerehrung bei der 36. Internationale Meisterschaft im Problemlösen mit Teilnehmern aus 8 Ländern 2012 in Furth im Wald

Die Leidenschaft fürs Problemschach wird auch bei Machts Rolle als Herausgeber der seit 1994 bestehenden Vereinszeitung, die mit mittlerweile knapp 250 Ausgaben über die Oberpfalz hinaus zu einem Alleinstellungsmerkmal des Vereins geworden ist, deutlich. Bei jeder Ausgabe sind drei Seiten dem Problemlösen gewidmet. Für diese außergewöhnliche und über 25-jährige Arbeit an seiner Vereinszeitung wird Macht im Laufe der zwei Jubiläumsjahre mit der Ehrennadel in Silber des Bayerischen Schachbundes ausgezeichnet.

Mit einem weltweit ausgeschriebenen Kompositionswettbewerb unter dem Motto „Sechse kommen durch die ganze Schachwelt“ will man die Problemschach-Tradition des Clubs würdigen. Wie bereits beim letzten Further Formalturnier vor 35 Jahren arbeitet man hierbei wieder mit der deutschlandweit bekannten Problemschach-Größe Gerhard E. Schoen zusammen. Die Mattstellungen, die von den teilnehmenden Komponisten zu erfinden sind, müssen genau sechs weiße Steine beinhalten, jede Figur einmal. Die einfallsreichsten Einreichungen werden schließlich von Preisrichter Gerhard E. Schoen zum Sieger gekürt. Für die nach 2004 geborenen Teilnehmer gibt es eine eigene Wertung mit einem vom ehemaligen Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes Walter Rädler gestifteten Pokal. Bis im Sommer 2022 schließlich über den Ausgang des Turniers entschieden wird, bleibt jedoch noch einige Zeit, in der Problemisten aus der ganzen Welt ihre Kompositionen einsenden können. Für weitere Informationen HIER klicken.

Bei der Frage welche dieser Veranstaltungen in Präsenz durchgeführt werden können, geht es dem Schachclub ähnlich wie dem Oberpfälzer Verband. Ans analoge Brett werde man vor 2022 wohl nicht zurückkehren können, meint Max Riedl. Zumindest für 2021 sehe es also so aus, als müsse man vollkommen in den digitalen Raum ausweichen. Deswegen hat man beim Further SC auch schon vorgesorgt und für jeden Monat des Jahres ein Online-Turnier geplant. Zu finden sind diese Turniere unter dem Lichess-Team des Schachclubs SC Furth/ Waldmünchen 1971